Bär. Ein Zeitzeuge erzählt

Wenn ein Teddy über 100 Jahre alt ist, dann haben seine Augen schon sehr viel gesehen. Dann sind seine Arme vom vielen Trösten mit Flicken übersät. Ein solcher Teddy ist Bärchen. Er war in sehr schönen und in sehr schlimmen Momenten dabei, zum Beispiel, als die Wände wegen der Bomben wackelten. Oder als Irenes Großmutter deportiert wurde. Bärchen hat das alles erlebt. Bisher hat er zugehört, jetzt redet er selbst: über Ausgrenzung und Krieg, aber auch über Freundschaft und Hoffnung.

Fotos: Constantin Rieß

Trailer

„Auch wenn man es hier mit hartem Stoff zu tun hat, auch wenn bedrückende Bombennächte beschrieben werden oder die Deportation der Großmutter, gibt es immer noch den Bären, der einem selbst das schlimmste Schicksal erträglich macht. Das ist die große Qualität dieser Inszenierung: dass sie es schafft, das drastische Geschehen nicht zu verschweigen, ohne das Publikum nachhaltig zu traumatisieren.“
Falk Schreiber, fidena.de

Produktionskontext

Den Ausgangspunkt der Inszenierung bilden die Memoiren und der originale Steiff-Teddybär von Irene Grumach Shirun, die als Kind mit jüdischem Vater und katholischer Mutter während der 30er und 40er Jahre in Berlin aufwuchs. Geboren 1937 erlebte sie als junges Mädchen die nationalsozialistische Diktatur, die Judenverfolgung und den zweiten Weltkrieg in der deutschen Hauptstadt. Diese Zeit zwischen 1939 bis 1945 wird im Theaterstück verhandelt – erzählt aus Perspektive ihres Teddybären, den sie 1939 von einer fliehenden jüdischen Familie bekam. Er begleitete sie durch die alltägliche Ausgrenzung und todbringende Diskriminierung, spendete Trost und fungierte als Sprachrohr, um die Dinge anzusprechen, die das Mädchen beschäftigten.

Der Teddybär steht als Protagonist auf der Bühne im Zentrum. Seine Erinnerungen werden dank einer Erinnerungshelferin sichtbar. Dafür nutzt die Inszenierung eine Kombination aus Objektanimation, Soundcollagen und Schattentheater, um situative Momente und Atmosphären herzustellen.

Mit der Idee, aus Irenes Leben ein Theaterstück zu entwickeln, kam die Organisation AMCHA Deutschland auf die Schaubude Berlin im Frühjahr 2023 zu. AMCHA Deutschland engagiert sich für die öffentliche und fachliche Auseinandersetzung mit dem Holocaust und insbesondere mit intergenerationalen Traumata. Irenes Biografie wurde von Jill Levenfeld verfasst, die als Freiwillige für AMCHA Israel Irene Grumach Shirun betreute, die den Holocaust überlebte und Ende der 60er Jahre nach Israel ausgewandert war. Dank einer Förderung durch das Auswärtige Amt im Rahmen des Projektes «Hakara – Transgenerationalem Trauma begegnen» konnten die Puppenspielerin Josephine Hock, die auf dokumentarisches Objekttheater spezialisiert ist, und die Bühnenbildnerin Luise Ehrenwerth das Konzept der Produktion entwickeln.

Vor dem Hintergrund, dass die Inszenierung für die meisten der zuschauenden Kinder den Erstkontakt mit dem Thema Verfolgung während der NS-Diktatur darstellt, konzentriert sich die Produktion auf die tatsächlichen Erlebnisse Irenes. Das Stück setzt sich zum Ziel, die Kinder nicht zu verschrecken und zugleich die Grausamkeit der Verfolgung nicht zu relativieren. Im Zentrum stehen emotionale Zustände im Zusammenhang mit Diskriminierung und Krieg, die über die konkrete jüdische Biografie im Dritten Reich auch andockfähig sind für heutige Erfahrungswelten des jungen Publikums. Um die Aufführung für Schulklassen zu rahmen, stellen wir vor der Vorstellung Material für die Vorbereitung zur Verfügung und bieten einen Workshop direkt im Anschluss an den Theaterbesuch an.

Termine

Dienstag, 1. April um 10 Uhr

Mittwoch, 2. April um 10 Uhr

Donnerstag, 3. April um 10 Uhr

KONZEPT, PERFORMANCE Josephine Hock / REGIE Hannes Kapsch / KONZEPT, SZENOGRAFIE, KOSTÜME Luise Ehrenwerth / SOUND Sebastian Schlemminger / PUPPENBAU Verena Waldmüller / DRAMATURGIE Tim Sandweg / ANTISEMITISMUSKRITISCHE BERATUNG Juliette Brungs / LICHTDESIGN Werner Wallner / KONZEPTION BEGLEITMATERIAL Iven Hoppe / WORKSHOP Franziska Burnay Pereira, Bri Anne Schröder, Susann Tamoszus / AUDIODESKRIPTION Nicolai Audiodeskription

Nach der Biografie von Irene Grumach Shirun, aufgeschrieben von Jill Levenfeld.

Die Konzeption für die Inszenierung entstand im Rahmen des Projektes «Hakara –Transgenerationalem Trauma begegnen» von AMCHA Deutschland e. V. und wurde vom Auswärtigen Amt gefördert.

Gefördert von der Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt.

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