Zielfelder

Die Performer*innen Diogo de Calle, David Lima und Sophie Neu erkunden das Thema Nachhaltigkeit. Sie nutzen Piktogramme, die die 17 Nachhaltigen Entwicklungsziele der UN visualisieren, als künstlerische Inspiration und Ausgangspunkt. 

Foto: Anne Kübart

Rückblick

Texte über Tanz

Raum und Zeit, um ihre Praxis zu vertiefen und noch einmal neu auszurichten, bietet die „Residenzförderung für Berliner Tanzschaffende“. 2020 erstmals ausgeschrieben, fördert die Berliner Senatsverwaltung in dem Pilotprojekt professionell arbeitende Künstler*innen an neun Produktionsorten. Insgesamt fünf sechswöchige Residenzen konnte das FELD Theater ausrichten. Im Fokus der Residenzen stand die Frage der Partizipation: Wie können Kinder, Jugendliche, Erwachsene oder Senior:innen in ein künstlerisches Projekt mit einbezogen werden? Ob sie in Beteiligungsprojekten als soziale Akteur:innen selbst künstlerisch aktiv werden oder als Expert:innen ihres eigenen Alltags Feedback zu den künstlerischen Prozessen geben, haben zwischen 2021 und 2023 elf Künstler*innen am FELD erforscht.

Kurzfassung

Während der Residenzen wurden die Künstler*innen wissenschaftlich begleitet. Über jedes Projekt ist ein Text entstanden, der auf Anfrage auch vollständig erhalten werden kann.

Residenz „Zielfelder“ von Diogo de Calle, David Lima und Sofie Neu (April bis Juni 2021)
Text: Christoph Lutz-Scheurle und Ibrahim Ciftci

Im Projekt Zielfelder beschäftigten sich die drei beteiligten Künstler*innen mit den Nachhaltigkeitszielen der UN. Veröffentlicht in Form von 17 Piktogrammen, sollen sie niedrigschwellig verständlich sein. Im Zentrum der Zielfelder-Residenz zur künstlerischen Beteiligung unterschiedlicher Zielgruppen stand daher insbesondere die Frage, wie diese Vermittlung funktioniert und welche Assoziationen mit den Bildern verknüpft werden. Der Tänzer und Choreograf David Lima, die Dramaturgin Sofie Neu und der Bildende Künstler Diogo de Calle wandten sich dabei an sehr unterschiedliche soziale Gruppen: Adressiert wurden eine Grundschule und eine Seniorenresidenz – beide in unmittelbarer Nachbarschaft des FELD Theaters – sowie Passant*innen am Winterfeldtplatz. 
In ihrer wissenschaftlichen Begleitforschung folgen Christoph Lutz-Scheurle und Ibrahim Ciftci der Annahme, dass sich „partizipative Praxen im Spannungsfeld von Theater [Kunst], Politik und Pädagogik“ abspielen. Eine ihrer Erkenntnisse ist, dass partizipative Ansätze vielleicht mehr auf körperbezogene Methoden denn auf komplexe, sprachbasierte Kulturtechniken wie Schreiben oder Lesen setzen sollten, um sich bei den Adressat*innen verständlich zu  machen. Inwiefern gelingt es, die Co-Akteur*innen als gleichberechtigte künstlerische Subjekte anzusprechen und nicht als Objekte künstlerischer Vermittlungsarbeit?, ist Scheurle und Ciftci zufolge eine wesentliche Frage bei partizipativen Projekten. Und müsste den kreativen Impulsen der Zielgruppen nicht mehr Raum gegeben werden als den professionellen künstlerischen Vorstellungen der projektverantwortlichen Künstler*innen?

Gefördert im Rahmen des Pilotprojekts Residenzen im Tanz der Senatsverwaltung für Kultur und Europa.

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